Symbolbild: Auszubildender im Metallhandwerk
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Felix Kästle

Symbolbild: Auszubildender im Metallhandwerk

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Arbeitskräfte verzweifelt gesucht – vor allem in Unterfranken

Die Lücke wächst: In ganz Bayern suchen Arbeitgeber mehr Mitarbeiter als sie bekommen können. Besonders ausgeprägt ist diese Lücke in Unterfranken. Hier werden im Jahr 2035 rund 83.000 Arbeitskräfte fehlen. Das ist ein Ergebnis einer vbw-Studie.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Wirtschaft in Unterfranken werden laut einer Studie im Jahr 2035 rund 83.000 Arbeitskräfte fehlen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) gab die Studie bei der Prognos AG in Auftag, Michael Böhmer stellte sie vor:

Unterfranken als Bezirk mit der größten Lücke bei den Fachkräften

Die wichtigste Botschaft lautet: Arbeitskräfte fehlen in ganz Bayern. Das ist kein Problem der Landkreise. Das ist kein Problem von einzelnen Regionen, sondern in ganz Bayern werden Fachkräfte fehlen - und fehlen heute schon. (Michael Böhmer von Prognos)

Für das Forschungsinstitut aus der Schweiz (Basel) ist es eine klare Sache: wenn in wenigen Jahren die älteren Jahrgänge von heute aus der geburtenstarken Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand gehen, dann wird es sehr eng für die Unternehmen. 2031 wird der maximale Engpass für Unterfranken erwartet, die Angebotslücke am Arbeitsmarkt soll dann mit 86.500 Menschen ihren Höhepunkt erreichen.

Arbeitskräftemangel nimmt in den nächsten Jahren noch stärker zu

Schon heute fehlen in Unterfranken der Studie zufolge 48.000 Arbeitskräfte. Diese Lücke soll sich bis 2035 um weitere 35.000 Menschen vergrößern. Besonders schwierig wird es in den nächsten Jahren. Erst ab 2031 soll sich die Situation etwas entspannen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht ein Nord-Süd-Gefälle, weil in Südbayern der Mangel an Arbeitskräften nicht ganz so groß ist.

Firmen finden in größeren Städten leichter Arbeitskräfte

Auch in Unterfranken schneiden größere Städte wie Würzburg, Schweinfurt oder Aschaffenburg besser ab. Im ländlichen Raum sind Stellen schwerer zu besetzen wie etwa in Rhön-Grabfeld, wo die Nachfrage im Jahr 2035 um 17 Prozent oder 38.000 Arbeitskräften über dem Angebot liegen wird. In Bad Kissingen soll die Lücke mit 42.500 Stellen rund 16,5 Prozent betragen. In den Landkreisen Main-Spessart, Aschaffenburg und Schweinfurt kommen die Experten auf um die 15 Prozent. In Würzburg, der Hauptstadt des Regierungsbezirks würden dann etwa 10 Prozent fehlen.

Viele gewerbliche und handwerkliche Arbeitskräfte künftig gesucht

In Unterfranken werden viele gewerbliche Arbeitskräfte gesucht, vor allem wo es um die Produktion und Herstellung von Gütern geht, aber auch für die Logistik. Für die Zukunft des Handwerks werden mehr Auszubildende gesucht, vor allem in technischen Bereichen wie in der Metallindustrie, oder für Fahrzeuge etwa Mechatroniker. Hinzukommen die üblichen Engpässe in Sozialberufen wie in der Pflege. Aber es werden auch kaufmännische Tätigkeiten für Dienstleistungen und Verwaltung gebraucht. Prognos nennt für Bayern 26 von 36 Berufshauptgruppen (in Unterfranken sogar 33 von 36) mit erhöhtem Bedarf und nimmt nur wenige Jobs ausdrücklich aus. So stellen Marketing-Experten und Werbe-Profis eine solche Ausnahme dar, weil ihre Berufsfelder wohl keine große Zukunft mehr haben.

Grafik: Fehlende Arbeitskräfte in Bayern 2035

Zahlen zeigen nur Momentaufnahme

Prognos zufolge darf man diese Zahlen nicht einfach alle zusammenzählen, weil es innerhalb der einzelnen Regionen durch die Fluktuation zum Austausch von Mitarbeitern zum Beispiel durch Berufspendler kommt, - oder durch Menschen, die einfach umziehen.

In den jeweiligen Branchen spielt es außerdem eine große Rolle, wie alt die Beschäftigten sind, sagte Michael Böhmer von Prognos. So gebe es in einigen Betrieben Belegschaften mit einem Durchschnittsalter von mehr als 50 Jahren. Davon sei zum Beispiel die Reinigungsbranche betroffen.

Arbeitslosigkeit könnte zu einer Randerscheinung werden

Aus Sicht der Beschäftigten eröffnet eine solche Situation auch Chancen. Attraktive Jobs wird es künftig nicht nur in der Großstadt geben, sondern vermehrt eben auch auf dem Land, wo Fachkräfte besonders dringend gebraucht werden. Bei Prognos erwartet man einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit, falls es gelingt, auch ältere Arbeitnehmer noch umzuschulen und auf die schnellen Veränderungen am Arbeitsmarkt zu reagieren. Bei vielen Tätigkeiten sei die Umstellung gar nicht so groß, um in benachbarten Berufsfeldern neue Arbeit anzunehmen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!