Whistleblowerin Frances Haugen
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Whistleblowerin Frances Haugen: Was Facebook so gefährlich macht

Vor zwei Jahren erschütterten die Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen den Konzern von Mark Zuckerberg. Wer ist die Frau, die den Mut aufbrachte, sich einem der reichsten und einflussreichsten Unternehmen entgegenzustellen?

Über dieses Thema berichtet: Computermagazin & Umbruch am .

Frances Haugen ist eine US-amerikanische Whistleblowerin, die einst bei Facebook arbeitete, bevor sie dort ausstieg und über haarsträubende Geschäftspraktiken ihres Ex-Arbeitgebers berichtete. Ihre Veröffentlichungen erschütterten im September 2021 den Konzern. Der Aktienkurs bricht daraufhin ein.

Zum BR24 Drangeblieben: Whistleblowerin Haugen gründet Unternehmen

Kampf gegen die eigenen Algorithmen

Haugen selbst arbeitet da seit etwa zwei Jahren für den Facebook. Bei dem Unternehmen heuert die Datenwissenschaftlerin an, weil sie hofft, es von innen heraus verändern zu können. Der Ruf von Facebook ist nämlich damals schon ziemlich ramponiert. Mit mehreren Hundert Leuten arbeitete Haugen in einem Team, das sich "Civic Integrity" nennt. Facebook soll wieder zu einer, seriösen, verlässlichen Quelle werden. Man kämpft gegen Fakenews und Hassrede, muss sich aber gleichzeitig auch gegen die eigenen Algorithmen stemmen, denn Facebooks Ziel ist es, die Nutzerinnen und Nutzer dazu zu bringen, mehr Content zu erstellen.

Angry People click more

Das passiert in den Posts, die besonders oft kommentiert oder geteilt werden, vom Facebook-Algorithmus bevorzugt werden. Doch das bringt ein großes Problem mit sich, denn "Facebook merkt, dass Inhalte, die mehr Reaktionen hervorrufen, auch solche sind, die zu mehr Hatespeech führen, zu mehr Gewalt und zu mehr Fehlinformationen – weil Menschen eben dazu neigen, auf extremere Dinge zu klicken", erzählt Haugen. "Angry people click more", so lautet eine Weisheit über die Sozialen Medien. Haugens Recherchen legen nahe, dass daran etwas dran ist.

Hetze in Myanmar

Die Algorithmen von Facebook spülten keine Inhalte nach oben, die besonders gut und fundiert sind, sondern jene, die Emotionen auslösen und deshalb mehr Likes und Weiterempfehlungen bekommen. Folge: Der Diskurs im Netzwerk radikalisierte sich immer mehr und das nicht nur in den USA und Europa, sondern beispielsweise auch in Myanmar. "Das Militär von Myanmar schickte Leute nach Russland, um zu lernen, wie man Informationskampagnen durchführt", erzählt Haufen. So habe man dann ein Netzwerk aufgebaut mit scheinbar harmlosen Facebook-Gruppen, etwa über Haustiere oder Kinderbetreuung. "Und dann, eines Tages, als das Miitär einen guten Zeitpunkt sah, um loszuschlagen, veröffentlichten sie über diese vorher harmlosen Kanäle viele Geschichten, in denen es hieß: Die Rohingyas sind gefährlich!" Plötzlich sei Facebook voll gewesen mit solchen Botschaften.

Die Folge: Laut der Nichtregierungsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" wurden 2017 mindestens 6.700 Rohingya auf brutale Weise ermordet, darunter viele hundert Kinder. Ganze Dörfer wurden gesäubert. Die Vereinten Nationen sprechen von einem "Genozid". Und Facebook hat bei diesem Völkermord laut Haugen wie ein Verstärker gewirkt.

Haugen: Instagram schadet Mädchen

Ein weiterer Vorwurf Haugens: Die Konzern-Tochter Instagram schadet vor allem jungen Mädchen massiv. Instagram ziele auf das Körperbild ab und auf den Vergleich von Menschen. Facebook hätte Untersuchungen gemacht und die hätten ergeben, dass Instagram die Probleme von Kindern mit ihren eigenen Körpern verschlimmert. Die Unternehmensführung wusste also von den Schwächen und Negativauswirkungen des eigenen Netzwerks – unternahm aber nichts dagegen.

Wer mehr über Frances Haugen und ihren Vorwürfen gegen Meta wissen möchte, dem sei die aktuelle Ausgabe des BR24 Tech-Podcast „Umbruch“ ans Herz gelegt. Dort war die Whistleblowerin zu Besuch.

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