Franz Eberhofer die Neunte: Sebastian Bezzel in seiner Paraderolle
Bildrechte: Constantin

Franz Eberhofer die Neunte: Sebastian Bezzel (2.v.r.) in seiner Paraderolle

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

"Rehragout-Rendezvous": Was kann der neue Eberhofer-Krimi?

Acht Filme in zehn Jahren: Die Eberhofer-Krimis sind Kino-Kult. Um das zu bleiben, setzt man auch im neunten Teil auf Bewährtes. Allerdings ist "Rehragout-Rendezvous" dort am stärksten, wo er die Dinge anders macht als die Vorgänger.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Krimi-Reihen leben von der Wiederholung vertrauter Motive und Momente in immer neuen Variationen. Und vor allem von Figuren, die einem über die Jahre ans Herz gewachsen sind wie gute alte Bekannte mit all ihren Marotten.

Vertrautes Personal

Bei der Eberhofer-Reihe gehören dazu neben Dorfpolizist Franz Eberhofer selbst - mit bewährt zerknautschter Miene dargestellt von Sebastian Bezzel - natürlich sein ihm in inniger Hassfreundschaft verbundener Sidekick Rudi Birkenberger. Dazu dem Franz seine Susi sowie seine Familie mit kiffendem Papa, kochender Oma und kleinkariertem Bruder - und nicht zuletzt seine Stammtischspezln.

Womit nur die allerwichtigsten aus einer Fülle von Figuren genannt wären, die denn auch alle ihre Auftritte bekommen müssen. Der zu lösende Kriminalfall - diesmal werden Teile einer zerhäckselten Leiche auf einem Acker gefunden - gerät dabei schnell zur Nebensache. Er ist zwar roter Faden des Films, aber im Grunde nur Vorwand, um daran lauter kleine Geschichten um die einzelnen Figuren und Figurengruppen aufzufädeln.

Oma quittiert den Dienst

Auch der Filmtitel "Rehragout-Rendezvous" ist eher unerheblich. Dem Gesetz der Serie folgend benennt er ein beliebiges bayerisches Küchenschmankerl, das im Film zwar aufgetischt wird, aber der Handlung bestenfalls eine zarte Geschmacksnote verleiht. Fürs Auftischen wie fürs Abräumen, überhaupt für den ganzen Haushalt, ist in der Eberhofer-Welt seit jeher die Oma zuständig, Und da wird es diesmal besonders interessant.

Der wichtigste Nebenhandlungsstrang erzählt davon, dass die Oma den Familiendienst als Mädchen für alles quittiert, um sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Die Folge: Die Küche bleibt kalt, der Kühlschrank leer, in der Spüle stapelt sich dreckiges Geschirr, in der Waschküche die schmutzige Wäsche. Kurzum: der Eberhofer-Hof bietet ein Bild völliger Verwahrlosung. Womit er freilich dem besonders nahe kommt, was laut Eisi Gulp, Darsteller vom Eberhofer-Papa, den besonderen Reiz ausmacht. "Eberhofer-Filme sind nicht gehübscht", sagt Gulp im Interview mit dem BR, "und ich habe das Gefühl, dass sich die Leute dadurch einfach viel besser identifizieren können."

Authentisch dreckig

Eisi Gulp selbst schlurft weite Teile des Films in Boxershorts und Bademantel durchs Bild und doch ist sein erbärmlicher Zustand nichts, was sich nicht mit einer heißen Dusche und einem Kochwaschgang für die versifften Klamotten beheben ließe. Anders verhält es sich da mit der zunehmenden Gebrechlichkeit der Oma, gespielt von Enzi Fuchs, die mit inzwischen 86 Jahren in der Tat im fragilen Greisenalter angekommen ist.

Da schreibt nun also die Wirklichkeit der Filmreihe eine Veränderung in den scheinbar unveränderlich festgezurrten Figuren-Kosmos. Wie künftig mit der Eberhofer-Oma umgehen, sollte Enzi Fuchs dereinst nicht mehr vor der Kamera stehen können? Das wird eine Aufgabe für Regisseur Ed Herzog und Co-Drehbuchautor Stefan Betz, die mindestens so knifflig ist, wie sich immer neue Minidramen für die vielen Nebenfiguren einfallen zu lassen.

Nicht die Variation – die Veränderung machts!

Letzteres bewältigen sie übrigens mit wechselndem Erfolg. Die Stammtischbrüder vom Eberhofer Franz schicken sie auf einen esoterischen Selbstfindungstrip, was Anlass für allerhand absehbaren, und deshalb nur begrenzt komischen Klamauk bietet. Aber dass Susi diesmal vorübergehend die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters von Niederkaltenkirchen übernehmen muss und damit Chefin vom Franz wird, gibt der Sache durchaus einen originellen neuen Dreh.

Eingefleischte Eberhofer-Fans mögen sich freuen, dass das meiste ist wie immer. Eigentlich interessant aber wird "Rehragout-Rendezvous" erst da, wo das alte Muster nicht nur Varianz, sondern echte Veränderung zeigt.

Vorpremiere: Begeisterte Reaktionen im Eberhofer-Land

Am Donnerstag startet "Rehragout-Rendezvous" in den deutschen Kinos. Große Spannung herrschte vor allem dort, wo die Filme gedreht werden: Rund um Frontenhausen im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau. Hier gab es am Mittwoch schon eine Vorpremiere im Cinema Filmpalais in Dingolfing – und begeisterte Reaktionen darauf: "Super, ganz schön wars, immer wieder schön", "eine ganz wilde Gschicht".

Mit vielen Lachern haben sie in Dingolfing bei der Vorpremiere den neuen Kriminalfall aus Niederkaltenkirchen gefeiert. "Ja, Typen sind das tatsächlich. Das trifft den Niederbayern schon recht gut. Deshalb gehen wir auch so gerne in die Filme, weil wir uns wiedererkennen", sagt ein Besucher. Einige Frontenhausenerinnen sind im Film auch als Statistinnen zu sehen, etwa als Kundinnen im Billinger-Supermarkt.

Die Eberhofer-Filme spülen nicht nur Geld in die deutschen Kinokassen, sondern auch nach Frontenhausen - wo sich inzwischen eine Art Filmtourismus etabliert hat. Denn immer mehr Eberhofer-Fans wollen die echte Niederkaltenkirchen-Filmkulisse dort bestaunen.

Im Audio: Stimmen von der Vorpremiere in Dingolfing

Luftbild von Frontenhausen
Bildrechte: pa/Zoonar/fotoping
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Luftbild von Frontenhausen - alias Niederkaltenkirchen

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!