Ein Polizist mit einer Gruppe Schülern während eines Sporttests.
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Polizeisporttests an Schulen

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Polizeisporttests an Schulen - neue Wege bei Nachwuchswerbung

Wer eine Ausbildung bei der Polizei machen möchte, muss einen Sporttest bestehen. Viele junge Leute haben Respekt davor. Im Sportunterricht spielen Polizisten den Test mit Schülerinnen und Schülern durch – ein Erfolgsmodell, wie erste Zahlen zeigen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Vier, drei, zwei, eins, los!", ruft Polizistin Victoria Troyke, und neun Schüler der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Bayreuth setzen sich in Bewegung. Mit Hütchen haben Victoria Troyke und ihr Kollege Tom Nitsche eine 100 Meter lange Laufstrecke durch die beiden Turnhallen der Schule markiert. Zwölf Minuten lang haben die Neuntklässler nun Zeit, mindestens 22 Runden zu schaffen, um den "Cooper-Test" zu bestehen. "Das wäre aber die Note 5", sagt Tom Nitsche. "Für die 1 müsst ihr 29 Runden laufen." Ungläubige Blicke bei den Neuntklässlern, aber da hat der Polizist schon den Countdown gestartet und los geht es.

Training für einen erfolgreichen Sporttest

Bei der Polizei eine Ausbildung zu machen, können sich die neun Realschüler, die mit konzentriertem Gesichtsausdruck auf der Laufstrecke unterwegs sind, gut vorstellen. Deshalb haben sie auch zugesagt, als sich das "Recruiting-Team" des Polizeipräsidiums Oberfranken in der Schule ankündigte, um den Sporttest der Eignungsprüfung durchzuspielen.

Der Polizeibeamte Tom Nitsche koordiniert dieses Angebot für ganz Oberfranken. "Wir haben festgestellt, dass das Sportniveau der Bewerber sehr unterschiedlich ist", sagt er. "Manchen Bewerbern fällt der Sporttest schwer, sonst wären sie aber gut für den Polizeidienst geeignet. Wir möchten ihnen zeigen, dass der Test mit ein wenig Training gut zu schaffen ist."

Wie ausdauernd und wie stark sind die Bewerber?

Der Polizei-Sporttest (externer Link) besteht aus vier Elementen. Der Cooper-Test prüft die Ausdauerfähigkeit in einem Zwölf-Minuten-Lauf. Die Kraft wird beim Bankdrücken gemessen. Dafür haben die Polizisten eine kleine Flachbank und eine Langhantel samt Gewichtscheiben in die Halle getragen. Für den 15-jährigen Matti ist Bankdrücken die einfachste Übung: "Ich trainiere im Gym", sagt er selbstbewusst, deshalb hofft er, dass er sich hier die Note 1 sichern kann. Dafür muss er die Langhantelstange mit einem Gewicht von 60 Prozent seines Körpergewichts auf dem Rücken liegend 17 Mal stemmen - ein Heimspiel für den Neuntklässler.

Polizeitest für Jungen und Mädchen

Anstrengend findet der Hobbyfußballer hingegen die beidbeinigen Hüpfer über eine wadenhohe Bank. In 30 Sekunden sollen so viele Sprünge wie möglich geschafft werden. Matti schafft 52 Sprünge und bekommt dafür die Note 2. "Viele machen bei dieser Übung einen Sicherheitssprung", sagt Polizist Tom Nitsche. "Der ist aber gar nicht nötig und kostet nur Zeit." Viele solcher kleinen Tipps geben er und seine Kollegin Victoria Troyke den Schülern mit auf den Weg, damit sie den echten Sporttest bei der Polizei leichter bestehen.

Schülerinnen sind bei der Gruppe in der Bayreuther Realschule 1, die den Test nach Schulschluss durchführen, nicht dabei. "Offenbar hatten sie kein Interesse", sagt Victoria Troyke bedauernd. "In anderen Schulen sieht das anders aus." Üblich sei es, den Sporttest während des regulären Sportunterrichts durchzuführen, erklärt die Polizistin. "Dieses Angebot schicken wir an Gymnasien, Mittelschulen, Fach- und Berufsoberschulen und Realschulen in ganz Oberfranken." Allein im Monat Januar habe das Recruiting Team auf diese Weise 400 Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis zehn erreicht.

Herausforderung "Pendellauf"

Die letzte der vier Prüfungen heißt Pendellauf und testet Geschicklichkeit und Schnelligkeit. Zwei Kleinbänke stehen sich mit zehn Meter Abstand gegenüber. Matti und seine Mitschüler müssen von einer Linie lossprinten, über die Bank springen, ein Seil aufnehmen, zehn Meter zurück rennen, das Seil ablegen, die andere Bank überspringen und wieder ein Seil aufnehmen. Das Ganze wird viermal gemacht und die Zeit gestoppt. Jeder hat zwei Versuche, die bessere Note zählt. Nach 28 Sekunden hat Matti die Übung beendet. Das gibt die Note 4. "Hätte ich nicht gedacht", sagt der Neuntklässler noch ganz außer Puste. "Das muss ich auf jeden Fall trainieren."

Erfolgreiche Werbung um Polizeinachwuchs

Die Bayerische Polizei sei – wie andere Arbeitgeber auch – von steigenden Herausforderungen bei der Bewerbergewinnung betroffen, gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung, heißt es vom Bayerischen Innenministerium. "Deshalb forcieren wir unsere Nachwuchswerbung und haben zusätzlich eine Expertengruppe eingerichtet, um das Einstellungsverfahren zu optimieren", wird Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zitiert.

Die Sportchallenge in Schulen ist ein Element der innovativen Nachwuchswerbung und habe sich bereits bewährt, so Tom Nitsche: "Wir können schon messen, dass wir eine stark erhöhte Anfrage nach Schülerpraktika haben. Da sich erfahrungsgemäß etwa acht von zehn Praktikantinnen und Praktikanten auch für den Polizeidienst bewerben, erwarten wir insgesamt höhere Bewerberzahlen."

Kaffeetrinken mit Polizisten - persönlicher Kontakt als Schlüssel

Mit potenziellen Auszubildenden in Kontakt zu treten, ist ein Hauptziel der verstärkten Nachwuchsarbeit der Bayerischen Polizei. Neben dem Sporttest bieten Beamte "Coffee with a Cop" an: ein persönliches Gespräch bei einem Heißgetränk. Auch sogenannte Pop-up-Stores nutzt die Polizei in manchen Regionen. Das sind kleine Flächen zum Beispiel in Shoppingcentern, in denen sich die Polizei als Arbeitgeber präsentiert und für Fragen zur Verfügung steht.

Aktuell habe die Polizei keine Nachwuchssorgen. Für das Jahr 2024 haben sich dem Innenministerium zufolge 3.200 junge Leute für den gehobenen Dienst beworben, 12.100 für die Qualifikationsebene 2 - 1.700 Stellen können insgesamt besetzt werden. Im Jahr zuvor waren es noch 3.000 Bewerberinnen und Bewerber für die QE 3 und 11.100 für die Qualifikationsebene 2.

Nächste Station: Polizeipraktikum

Nach Ende des Sporttests stehen die Neuntklässler noch einige Zeit mit den beiden Polizisten zusammen und nutzen die Chance auf Informationen aus erster Hand. "Ihr alle seid gut für den Polizeidienst geeignet", lobt Tom Nitsche die erschöpften aber zufriedenen Schüler. "Den Sporttest hättet ihr alle bestanden", gratuliert Victoria Troyke und erklärt, dass zum Einstellungstest bei der Polizei noch eine schriftliche Prüfung, ein persönliches Gespräch und eine Gruppenaufgabe gehören. Um einmal in den Polizeialltag hineinzuschnuppern, empfehlen beide Beamten ein Praktikum. Da die Realschüler in der 9. Klasse sowieso ein einwöchiges Schülerpraktikum absolvieren müssen, hatten sich einige von ihnen den Praktikumsplatz bei der Polizei schon längst gesichert.

Einen öffentlichen Polizeitest zu Übungszwecken ("Sportchallenge") für jedermann bietet das Polizeipräsidium Oberfranken am 20. Februar 2024 in der Turnhalle der Eichendorff-Schule in Hof und am 27. März in der Oberfrankenhalle in Bayreuth an.

Ein Mann trainiert in einer Turnhalle mit einem Theraband.
Bildrechte: picture alliance / dpa | Arno Burgi (Archiv)
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Wer zur Polizei möchte, sollte fit sein: Alle Bewerber müssen einen Sporttest bestehen.

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