Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags hat am Montag in der JVA Chemnitz die verurteilte Rechtsextremistin Beate Zschäpe vernommen.
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Seit 2019 sitzt Beate Zschäpe in Chemnitz im Gefängnis. Das Oberlandesgericht München hatte sie zu lebenslanger Haft verurteilt. (Archivbild)

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NSU-Ausschuss: Zschäpe beantwortet erstmals direkt Fragen

Vor fünf Jahren wurde sie zu lebenslanger Haft verurteilt, nun hat sich Beate Zschäpe vor Mitgliedern des bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses geäußert. Die Terrorzelle soll nach ihrer Aussage keine Kontakte nach Bayern gehabt haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags hat am Montag in der JVA Chemnitz die verurteilte Rechtsextremistin Beate Zschäpe vernommen. Über sieben Stunden lang dauerte die Befragung. Es war das erste Mal, dass sie sich seit dem Ende des Prozesses äußerte, und das erste Mal überhaupt, dass Zschäpe direkt auf Fragen antwortete.

  • Zum Artikel: Generalbundesanwalt: Weiterhin viele Fragen im NSU-Komplex offen

Angeblich keine Kontakte nach Bayern

Nach Darstellung von Ausschussmitgliedern stritt Zschäpe ab, dass der NSU Kontakte nach Bayern und insbesondere nach Nürnberg unterhalten habe. Bei der Ausführung der Taten habe es keine Helfer gegeben, soll Zschäpe mehrfach wiederholt haben. Die Opfer seien Zufallsopfer gewesen, es habe lediglich im Vordergrund gestanden, dass es sich um Menschen türkischer Abstammung handele.

Zschäpe betonte gegenüber Ausschussmitgliedern, sie habe mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sehr abgeschottet gelebt, um nicht entdeckt zu werden. Sie soll in der Befragung mehrere Situationen geschildert haben, in denen sie geglaubt habe, nun fliege der NSU auf, "jetzt ist Schluss" – doch immer wieder hätten Polizei und Ermittler sie nicht gefasst, berichtete der Ausschussvorsitzende Toni Schuberl (Grüne) in einer Pressekonferenz am Abend in Chemnitz.

Ausschussmitglieder gespalten

Schuberl erklärte, der Wahrheitsgehalt von Zschäpes Aussagen müsse noch überprüft werden. Ausschussmitglied Matthias Fischbach (FDP) sagte, "bei solch einer Rechtsterroristin" müsse man alle Angaben "ganz kritisch hinterfragen". Auch Ausschussmitglied Arif Tasdelen (SPD) betonte, er sehe "viele Fragezeichen".

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Holger Dremel (CSU) erklärte hingegen, für ihn stehe fest, dass der NSU seine Opfer selbst ausgespäht und auch die Anschläge und Morde selbst ausgeführt habe. Es gebe demnach "keine Helfer und Helfershelfer" des NSU. Wolfgang Hauber von den Freien Wählern berichtete, Zschäpe sei nach eigenen Angaben nur drei Mal in Nürnberg gewesen: einmal in ihrer Schulzeit nach der Wende, einmal zum Besuch eines Freundes und später bei einer Demonstration.

Im Zusammenhang mit dem NSU-Terror sei sie aber nie in Bayern gewesen. Der Vertreter der AfD im Ausschuss, Richard Graupner, sagte, er halte Zschäpes Darstellung des abgeschotteten Lebens im Untergrund für glaubwürdig. "Die Helfertheorie hat sich eigentlich fast erledigt", so Graupner wörtlich.

Noch viele Fragen offen

Der NSU hat in den Jahren 2000 bis 2007 neun Menschen mit Migrationshintergrund und eine Polizistin ermordet. Außerdem werden den Rechtsterroristen zwei Bombenanschläge und mehrere Banküberfälle zugerechnet. Beate Zschäpe war 2018 in einem fünf Jahre dauernden Prozess zu lebenslanger Haft wegen besonderer Schwere der Schuld verurteilt worden.

Der zweite NSU-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags widmet sich der Frage, wie die Opfer der NSU-Terroristen ausgesucht wurden, wer sie unterstützt hat und welche Rolle V-Männer im Umfeld der Rechtsextremisten gespielt hatten.

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