Eine Katze streckt ihre Pfote durch einen Käfig im Tierheim
Bildrechte: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth

Freigänger: Katzenwelle in Tierheimen

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Freigänger und Streuner: Katzenschwemme in Tierheimen

Laut Deutschem Tierschutzbund leben in Deutschland etwa zwei Millionen Streunerkatzen. Und sie vermehren sie sich rasend schnell. Die Folge: Unterernährung, Krankheiten und überfüllte und finanziell geforderte Tierheime. Eine Idee könnte helfen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Katzenbabyschwemme im Tierheim Rosenheim. Von den derzeit 136 Katzen sind knapp 100 Jungkatzen. Die meisten sind Nachkommen von Streunerkatzen und müssen – schwer belastet von Parasiten, unterernährt und oft mit gefährlichem Katzenschnupfen - die ersten Wochen und Monate auf der Krankenstation bleiben.

Katzenschnupfen kann zu Erblindung führen

Mit Katzenschnupfen ist nicht zu spaßen, sagt die Leiterin des Rosenheimer Tierheims, Vanessa Jung. Denn er beschädigt oft die Augen, im schlimmsten Fall werden die kleinen Katzen sogar blind. Da müssen die Pfleger auf der Katzen-Krankenstation bis zu 15-mal am Tag verschiedene Augensalben geben.

Tierheime wegen verwilderter Katzen an der Kapazitätsgrenze

Weil täglich Menschen halb verwilderte Katzen melden oder weil Landwirte anrufen, die zu viele Katzen am Bauernhof haben, ist das Tierheim Rosenheim kurz vor der Kapazitätsgrenze – personell, aber auch finanziell, sagt Andrea Thomas, die erste Vorsitzende.

Denn das Tierheim habe letztes Jahr Betriebsausgaben in Höhe von 1,2 Millionen Euro gehabt. Schließlich schlagen Kosten für Personal, Futter und vor allem für den Tierarzt zu Buche. Dazu kommen dann auch noch jedes Jahr bis zu 30.000 Euro, weil das Tierheim in der Umgebung frei lebende Katzen einfangen und kastrieren lässt.

Ehrenamtler fangen Katzen zur Kastration ein

Diese Arbeit aber ist ehrenamtlich. Die ehrenamtliche Helferin des Tierheims Rosenheim, Anna Thomalla, zum Beispiel stellt mindestens einmal pro Woche Katzenfallen auf und bringt die eingefangenen Streunerkatzen dann zum Tierarzt, damit er sie kastriert und chippt.

Bei ihrem letzten Einsatz waren es 28 erwachsene Katzen und 21 Katzenbabys, die danach mühevoll im Tierheim aufgepäppelt wurden und jetzt auf Vermittlung warten. Aber in der Regel bringt Anna Thomalla die Katzen zwei Tage nach der Kastration wieder zurück an den Fundort und schaut danach weiterhin nach ihnen.

Tierheime fordern Kastrationspflicht für Freigänger

Die bayerischen Tierheime fordern eine Katzenschutzverordnung wie zum Beispiel in Aschaffenburg, die es zur Pflicht macht, frei lebende Katzen kastrieren und kennzeichnen zu lassen. Wenn die Besitzer sich weigern, könnte die Kommune Ordnungsgelder verhängen.

Dann gäbe es nicht nur weniger Katzen und Krankheiten, sondern über den Chip wüsste man immer, wo die Katze zu Hause ist. Am Ende wäre die Katzenschutzverordnung nicht nur im Sinne des Tierschutzes, sondern auch eine Entlastung für die Tierheime.

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