Gerichts-Drama ohne Bilder: Wie US-Sender Trumps Prozess zeigen. Die TV-Sender in den USA stehen vor einer kreativen Herausforderung, wenn sie über den Trump-Prozess in New York berichten wollen. Denn Kameras sind im Gerichtssaal verboten. Doch der angeklagte Donald Trump sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.
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Die TV-Sender in den USA stehen vor einer kreativen Herausforderung, wenn sie über den Trump-Prozess in New York berichten wollen.

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Gerichts-Drama ohne Bilder: Wie US-Sender Trumps Prozess zeigen

Die TV-Sender in den USA stehen vor einer kreativen Herausforderung, wenn sie über den Trump-Prozess in New York berichten wollen. Denn Kameras sind im Gerichtssaal verboten. Doch der angeklagte Trump sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.

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Gestern machte sich Late-Night-Talker Jimmy Kimmel in seiner TV-Show auf ABC über Social-Media-Posts lustig, die behaupteten, Trump würde im Gerichtssaal flatulieren, zu Deutsch: furzen. Kimmel zeigte einen Ausschnitt aus dem MeidasTouch Network, in dem Mitbegründer und Trump-Kritiker Ben Meiselas von "glaubwürdigen Quellen" über die angeblichen Ausstöße des Angeklagten spricht.

Trump soll im Gerichtssaal nicht nur eingeschlafen sein

"Was ich höre, ist, dass Donald Trump tatsächlich im Gerichtssaal furzt", sagte Meiselas in dem Clip, der ursprünglich am Wochenende auf TikTok geteilt wurde.

Trump attackiert den bekannten TV-Moderator seit Monaten. Unter anderem kritisierte er Kimmel während der Oscar-Verleihung in seinem sozialen Netzwerk "Truth Social". Kimmel, der die Filmpreisverleihung moderierte, reagierte damals noch während der laufenden Show, indem er Trumps Social-Media-Post dem Hollywood-Publikum vorlas und fragte, ob Trump nicht längst in seinem Gefängnis-Bett liegen müsse.

US-TV-Networks mit Dauerberichterstattung aus New York

Seit vergangener Woche beschäftigt das Gerichtsverfahren die Medienwelt in den USA. Selbst Amtsinhaber Joe Biden hat es schwer, mit seinen Wahlkampfauftritten in die Nachrichtensendungen der großen Networks zu kommen. Der Trump-Prozess, auch wenn keine Kameras im Gerichtssaal zugelassen sind, verdrängt derzeit alle anderen Themen. Zu verlockend ist es für die TV-Sender, darüber zu spekulieren, mit welchem Fuß und wie viel Prozent der ehemalige US-Präsident bereits im Gefängnis sitzt.

Berichterstattung wie abgefilmtes Radio

Die Berichterstattung der Fernsehsender gleicht einem abgefilmten Radio: Obwohl Live-Bilder verboten sind, befinden sich Reporter und Produzenten im Gerichtssaal und geben aktuelle Informationen in Echtzeit an die Moderatoren und das Publikum weiter. Die Sender schalten Experten zu und lassen sie über Zeugenaussagen und die Schachzüge von Anklage und Verteidigung diskutieren. Grafiken sollen die Berichterstattung auflockern. In den Pausen erscheint Trump selbst vor dem Gerichtssaal und gibt oft die gleichen Statements ab, in denen er sich über die unfaire Behandlung beklagt und das Verfahren als politische Hexenjagd von Amtsinhaber Biden bezeichnet.

Droht Trump bald Beugehaft?

Besonders eifrig wird auf CNN, MSNBC und Fox News diskutiert, was passiert, wenn Trump in den nächsten Tagen die vom Richter bereits angedrohte Beugehaft antreten muss.

Immer wieder hat der 77-Jährige in den vergangenen Tagen gegen gerichtliche Auflagen verstoßen. Die sogenannte "Gag Order" verbietet es dem Immobilienmakler, öffentlich über Zeugen, Geschworene, Staatsanwälte oder andere Prozessbeteiligte zu sprechen.

Zwar drohen Trump zunächst Geldstrafen, die sich mit jedem Verstoß dramatisch erhöhen könnten. Am Ende, sozusagen als ultima ratio, kann Richter Juan M. Merchan sogar eine mehrtägige Ordnungshaft gegen den Angeklagten verhängen.

Mit oder ohne Secret Service in Haft?

Ob dann seine Leibwächter vom Secret Service mit ins Gefängnis müssten, war die Frage, die die Netzwerke Anfang der Woche am häufigsten beschäftigte. Die klare Antwort: Auch im Gefängnis hat der Ex-Präsident ein Recht auf seine Leibwächter.

Ob es zu einer Gefängnisstrafe wegen der Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels kommt, ist derzeit aber völlig ungewiss. Viel wahrscheinlicher sei, so Rechtsexperten, dass Trump zu einer Bewährungsstrafe oder zu Hausarrest verurteilt werde. Sollte Trump tatsächlich verurteilt, aber als Präsident wiedergewählt werden, könnte er sich nicht selbst begnadigen, da die Anklage vom Staat New York erhoben wurde.

Wann wird es dem Publikum zu langweilig?

Wie lange sich die TV-Sender diese Berichterstattung noch leisten wollen, ist unklar. Noch ist das öffentliche Interesse groß und die Einschaltquoten stimmen.

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